Gemeinde Modautal
Die Gemeinde Modautal im vorderen hessischen Odenwald wurde 1977 durch
eine Gebietsreform geschaffen. Aus 11 selbständigen Ortsteilen entstand
eine Großgemeinde. Die Besiedelung des Odenwaldes liegt sicher einige
Jahrtausende zurück, doch muß die Bevölkerungsdichte zur Zeit der
keltischen Besiedelung recht beachtlich gewesen sein. Die "Heuneburg"
auf dem Altscheuer im Fischbachtal, eine keltische Wallanlage
(Fluchtburg), bot einer großen Gruppe von Menschen und Tieren aus der
Umgebung Platz. Auch die Errichtung dieser Anlage verlangte den Einsatz
einer beträchtlichen Anzahl von Helfern.
Die Dörfer Allertshofen, Asbach, Brandau, Ernsthofen, Herchenrode, Hoxhohl, Klein-Bieberau, Lützelbach, Neunkirchen, Neutsch und Webern waren im Mittelalter verschiedenen Rittergeschlechtern abgabepflichtig. die oft gleichzeitig in den einzelnen Hofreiten Rechte auf den "Zehnten" besaßen. So hatten die Herren von Rodenstein, von Frankenstein, von Mosbach, Kalb von Reinheim, Stumpf von Asbach, von Wallbrunn etc. Anspräche auf Abgaben. Hinzu kam die Kirche, die auch den Bauern einiges abverlangte. Diese Abgabepflichten waren uralt, denn der keltisch-germanische Heerbann hatte die ursprünglich freien Bauern unter den militärischen Schutz des Adels gebracht, der als "Profi-Truppe" für die Verteidigung sorgte. Die Grafen von Katzenelnbogen, mit Besitz in Oberhessen, Groß-Gerau und Bessungen, versuchten ihr Einflußgebiet zu vergrößern und "kauften" sich bei den armen reichsfreien Adelsfamilien nach und nach ein. So entstand mitten in den Territorien von vier rheinischen Kurfürsten ein wirtschaftliches und politisches Imperium, das 1422 auf der deutschen Reichssteuerliste unter 86 Namen an 4. Stelle stand. Der Verkauf von Rechten und Besitz wurde in Urkunden bis zur heutigen Zeit überliefert und so feiert man nun in fast allen Modautaler Dörfern die erstmalige Erwähnung vor etwa 650 Jahren. Der zähe wirtschaftliche und politische Kampf der Rittergeschlechter gegen die Katzenelnbogener dauerte mehrere Jahrhunderte und ging verloren. Die Grafen hatten die besseren Fachleute und den größeren Einfluß. Sie avancierten zu Landgrafen und Großherzögen, während die Rodensteiner und Frankensteiner kein Geld für die Erhaltung ihrer Burgen hatten und letztendlich verkaufen mußten. Der adelige männliche Nachwuchs wurde als Burgbesatzung bei Freunden und Verwandten eingesetzt, ging in die Fremde oder zum Klerus. Die Bauern in den Dörfern hatten eigene Gesetze aus alten Tagen, die sogenannten "Weistümer". Ursprünglich mündlich überliefert, wurden sie später aufgeschrieben und sind zum Teil noch heute erhalten. So sind die Brandauer Haingerichtsbücher seit 1651 (das Buch von 1412 ist zerstört) bis heute geführt, ein Zeugnis bäuerlicher Tradition. In den Aufzeichnungen zeigen sich auch die nachbarlichen Beziehungen zwischen den Dörfern, denn bereits 1655 hatte Lützelbach mit Brandau eine gemeinsame Feuerwehr. Viele alte Dokumente blieben erhalten und geben heute Einblick in die Vergangenheit. So kann man eine Schuldverschreibung des letzten Ritters von Rodenstein finden und Abgabenbescheinigungen der Herrn von Wallbrunn, deren altes Wasserschloß noch heute bewohnt wird. Auch die "Spesenrechnung" der Brandauer Fuhrleute, die 1658 eine ausrangierte Kirchenkanzel von Groß-Gerau nach Brandau transportierten. Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchengemeinde Neunkirchen, zu der früher fast alle Ortsteile gehörten, reichen ebenfalls bis zum 30-jährigen Krieg zurück. Die Wirren der Revolution von 1848, aber auch mehrere Mißernten, zwangen große Teile der Bevölkerung zur Auswanderung nach Nordamerika. Die Verbindung zu diesen Odenwälder Familien ist aber bis heute nicht abgerissen und wird weiter gepflegt. Autor: Rainer Hubertus |
Gemeinde Modautal Odenwaldstrasse 34 64397 Modautal Tel.: 06254/9302-0 Fax.:06254 9302-50 Email: info@modautal.de http://www.modautal.de Bürgermeister: Jörg Lautenschläger |